Wie verändert sich der Journalismus? Welche Möglichkeiten bieten technische Konvergenzen? Was sind die Auswirkungen auf Arbeitsformen und Arbeitsbedingungen? Was bringt die Zukunft?

Freitag, 8. Mai 2009

Karin Sawetz

von Theresa Lachner, Marie Hofbauer und Mainee Köhler

Multimedia09: 1996 begründeten Sie Ihre erste Online-Mode-Plattform, war dies eine der ersten dieser Art überhaupt und wie kamen sie auf die Idee?

Sawetz: Die Arbeit daran hat 1995 mit der FashioNavigator-Studie begonnen, deren Ergebnisse als Navigationshilfe in Print für alle, die noch kein Internet hatten, publiziert wurde http://sawetz.com/fashionoffice.htm.

Multimedia09: Was war und ist das Konzept von fashion.at?

Sawetz: Informationen für Online User zu den kulturellen Themen Mode, Schönheit, Kunst, Kultur zu sammeln und redaktionell im Internet aufzubereiten.

Multimedia09: Was unterscheidet fashion.at von anderen Modeplattformen?

Sawetz: Zunächst müsste ich auf den von Ihnen verwendeten Begriff Plattform näher eingehen, dann die von Ihnen unter diesem Begriff subsumierten Medien definieren – wobei fashion.at keine Community-Plattform oder Networking-Plattform, sondern redaktionell als Magazin (publizistische Medium) betrieben wird. Dann würde ich die Unterscheidung auf der Ebene der Art Inhalts machen, also der redaktionellen Ausrichtung. In einer weiteren Stufe würde ich die Publikationen mittels der User unterscheiden.

Multimedia09: Im Gegensatz zu den allermeisten anderen Online-Mode-Plattformen ist fashion.at nicht an ein Magazin, eine Zeitschrift oder eine Modesendung angegliedert. Stellt dies einen Vorteil da/ welche Auswirkungen hat das?

Sawetz: Fashion.at war eines der ersten exklusiv im Internet publizierten Modemagazine weltweit. Wir haben nie von Print oder TV ins Internet kopiert, sondern sind seit Beginn „Original“.

Multimedia09: Was ist Fashion.at´s größte Konkurrenz? Gibt es Konkurrenz?

Sawetz: Ich sehe das, was Sie Konkurrent nennen als möglichen Partner. Und das ist im Internet leichter möglich als in Print – Stichwort Content Syndication.

Multimedia09: Welche Barrieren hatten sie beim Aufbau der Plattform auf dem Weg zum Erfolg zu überwinden und was waren bzw. wann kamen die ersten greifbaren Erfolge?

Sawetz: Als noch kaum jemand Internet hatte und die Werbesysteme noch nicht ausgereift waren. Derzeit ist sicherlich der Onlinejournalismus und das Schreiben von nicht journalistischen Inhalten ein Thema, das diskutiert werden muss, damit es nicht zu Fehlinformationen der Bevölkerung kommt. Leider hat sich der Trend des Bloggens und der subjektiven Berichterstattung bereits auch auf andere Mediengattungen verbreitet.

Multimedia09: Wie kann sich fashion.at über all die Jahres so erfolgreich halten: Österreich gilt nicht als Modeland und Englisch ist nicht Ihre Muttersprache- dennoch zeigen Statistiken auf fashion.at, dass viele User sogar auch aus dem weiten Ausland kommen.

Sawetz: Zuerst kommen die Inhalte, dann die User; wir schreiben für an Mode, Schönheit, Kunst interessierte Menschen, die sich mit diesen Themen aus kultureller Sicht auseinandersetzen wollen. Viele unserer User sind ebenfalls keine Native Speaker. Wir machen mit unserem ‚Basic English’ wohl keine gekonnt witzigen Wortspiele, aber wir werden verstanden.

Multimedia09: Haben sie MitarbeiterInnen ?

Sawetz: Wir arbeiten seit 1996 im redaktionellen Bereich und in der Vermarktung mit Partnern.

Multimedia09: Worin begründet sich der oder die Nutzen einer/Ihrer Online-Mode-Plattform für die Onlineuser, was sind Nutzungsmotive?

Sawetz: Multimediale, globale Berichterstattung.

Multimedia09: Die Inhalte von fashion.at sind sehr Umfangreich- spielt „Ethik in der Mode“ ein Rolle?

Sawetz: Der Begriff „Ethik“ ist sehr umfassend – so umfangreich können wir bei fashion.at kaum berichten :-))). Was ist für Sie Ethik in der Mode? Wir schreiben von fashion.at aus keine Regeln des richtigen Verhaltens vor; aber wir lehnen gewisse Inhalte ab. Wir versuchen den Zeitgeist so objektiv wie möglich als Modechronisten zu erfassen. Das ist die Ethik des Modejournalismus.

Multimedia09: Uns ist aufgefallen, dass fashion.at so gut wie gar nicht mit anderen Seiten verlinkt ist, beworben wird oder anderweitig disskutiert wird. Google-Suchanfragen zu fashion.at führt ausschließlich direkt auf fashion.at. Oder sawetz.com. Ebenso Suchanfragen nach „Karin Sawetz“- wie erhält sich dennoch die Bekanntheit von fashion.at?

Sawetz: Das ist eine gute Frage und dazu haben wir in den letzten Jahren viel publiziert und stehen auch immer wieder mit internationalen Organisationen, Unternehmen und auch Sicherheitsinstitutionen in Verbindung um eine Standardisierung des Internets zu bewirken, die verlässliche Messbarkeit ermöglicht. Sie haben vollkommen recht: jeder von uns muss die angebotenen Daten hinterfragen und auf ihre Glaubwürdigkeit prüfen. Siehe dazu unsere aktuelle Presseaussendung zum Thema Keywords und interested-based Advertising

http://www.fashion.at/press/2009/mediainfo5-2009.htm.

Multimedia09: Auf fashion.at findet sich keine Bannerwerbung, die Trennung zwischen redaktionellem und gewerblichen Inhalt ist nicht klar abgegrenzt. Wieso nicht?

Sawetz: Waren Sie wirklich auf www.fashion.at/? Als PKW-Studentin wissen Sie, dass Sie damit einen schweren Vorwurf gegenüber der inhaltlichen Qualität von fashion.at erheben.

Multimedia09: Hat sich das Layout in den vergangenen Jahren geändert und welches Konzept steckt dahinter?

Sawetz: Seit 1996 wird das Magazin ständig re-launcht; meist so, dass es auf den ersten Blick nicht auffällt; der User soll sich auch bei Abänderungen noch „zu Hause“ fühlen.

Multimedia09: Welches Feedback erhalten sie aus der Öffentlichkeit auf Fashion.at?

Sawetz: Sehr gutes – vor kurzem hat eine der größten Indischen Tageszeitungen um Syndication angefragt; das ist eine sehr große Ehre.

Multimedia09: Sie arbeiten hauptberuflich als Chefredakteurin von fashion.at – woraus ergeben sich hauptsächlich die Einnahmen von fashion.at?

Sawetz: Ein journalistisches Medium lebt im Internet ausschließlich von Werbung.

Multimedia09: Wie würden sich persönlich Ihr Berufsbild definieren und was halten sie vom Begriff „Onlinejournalistin“?

Sawetz: Multimedial arbeiten können: Text, Bild, Sound, Video sowie ein Verständnis für das Medium Internet mitbringen. Der Begriff Onlinejournalistin umfasst all das vorhin genannte.

Multimedia09: Wie kamen sie auf die Idee ihre berufliche Tätigkeit ins Internet zu verlagern, in einer Zeit als Internet noch kein allzu großes Thema darstellte und wie schätzen die Chancen ein, heute eine solche Plattform neu zu gründen?


Sawetz: Ich habe eine Herausforderung gesucht. Sicherlich sind 13 Jahre fashion.at sehr viel wert im Internet. Diese Jahre mitsamt der Präsenz und Erfahrung müsste ich erst wieder einholen. Sie wissen ja nicht im Vorhinein, wer Ihre Leser sein könnten – Sie müssten erst einmal diese Frage stellen, sich selbst prüfen, was Sie leisten können und dann an dem Konzept arbeiten. Wir haben alleine dazu ein Jahr gebraucht, bevor wir mit fashion.at online gegangen sind.

Multimedia09: Ihre Onlinetätigkeiten beschränken sich- jedenfalls offiziell- ausschließlich auf Ihre Homepages. Nutzen sie andere Internetdienste?

Sawetz: Also falls Sie etwas Inoffizielles hören, lassen Sie es mich bitte wissen :-))). Für die Recherche besuche ich sehr viele Seiten im Internet.

Multimedia09: Was halten sie von Kommunikationsplattformen wie Twitter, Facebook und Blogs, die andere Onlinejournalisten gerne nutzen- oft auch aus PR –Zwecken - um ihre Seiten zu propagieren.

Sawetz: Wir betreiben klassische PR; wir schreiben dazu Journalisten aus den jeweiligen Fachbereichen an und informieren sie über Neuigkeiten; siehe www.fashion.at/pr.

Multimedia09: Warum nutzen sie keine Internetdienste oder Kommunikationsplattformen um fashion.at zu propagieren?

Sawetz: Seit 1996 betreiben wir zu diesem Zweck Partnerschaften mit den verschiedensten Medien aus allen Bereichen im Bereich der Werbung, PR, Syndication.

Multimedia09: Sie halten sich als Person und ihr Privatleben sehr bedeckt, Informationen über Sie findet man nur über sawetz.com.

Sawetz: Ich arbeite so viel, dass ich kaum Privatleben habe:-))))! Ich würde Ihnen auch gerne mehr erzählen können.

Multimedia09: Was halten sie von Selbstdarstellung im Internet, welche Gefahren sehen Sie und welche Vorteile?

Sawetz: Privatsphäre ist etwas sehr wichtiges und schützenwertes. Niemand sollte leichtfertig mit seiner eigenen umgehen. Es geht einfach niemanden etwas an – und jeder der etwas im Internet veröffentlicht, muss damit rechnen, dass es öffentlich wird; auch wenn es von ihr/m nicht intendiert war.

Multimedia09: Würden Sie sich selber (Internettechnisch) als Allrounder oder Spezialist einordnen/ warum?

Sawetz: Im Internet Allrounder, im Journalismus Spezialist.

Multimedia09: Was würden Sie jemandem raten, der heute eine solche Plattform gründen möchte?

Sawetz: Markt erheben, planen und dabei nicht nur auf das Wollen der anderen sondern sein eigenes Können achten.

Multimedia09: Wo sehen Sie sich/Ihre Plattform in 10 Jahren?

Sawetz: Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Das Internet wird ja erst seit rund 10 Jahren intensiv genutzt.

Multimedia09: Gibt es sonst noch etwas, was sie uns und den Publizistik- und Kommunikationswissenschaft StudentInnen mit auf den Weg geben möchten?

Sawetz: Mit der Fülle der Informationen, die heutige Medien bieten, steigt die Bedeutung Informationen gezielt nach Themen zu wählen und für die RezipientIn redaktionell und leicht verständlich mit hohem Fachwissen aufzubereiten.

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